Was ist ein Immobilienrechtsschutz?
Das Wort Immobilie bezeichnet in der juristischen Fachsprache ein unbewegliches Sachgut. Damit ist in erster Linie ein Grundstück oder ein Bauwerk gemeint, das zum Wohnen oder für gewerbliche Zwecke genutzt wird. Ein Wort mit ähnlicher Bedeutung ist Liegenschaft. Auf die eine oder andere Weise hat beinahe jeder Einwohner Deutschlands mit Immobilien zu tun. Da Immobilien einen hohen Wert haben und dort teilweise viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, ist das Potential für Konflikte groß. Eine Immobilienrechtsschutzversicherung hilft dem Versicherten, sein Recht vor Gericht durchzusetzen.
Diese Versicherung wird auch Immobilienrechtsschutz, Wohnungs- und Grundstückrechtsschutz oder auch nur Wohnungsrechtsschutz genannt. Sie gehört zu den wichtigsten Bestandteilen einer privaten Rechtsschutzversicherung. Solche Versicherungen sind in der Regel modular aufgebaut. Je nach Anbieter kann ein Tarif entweder nur ein einzelnes Modul oder eine Kombination aus mehreren Modulen beinhalten. Immobilien-Rechtsschutz gehört zu den wichtigsten Modulen. In der Versicherungsbranche sind beim Wohnungs-Rechtsschutz Wartezeiten von 3 Monaten üblich.
Wer kann eine Immobilienrechtsschutzversicherung abschlieĂźen und was ist versichert?
Zum Abschluss sind alle Personen berechtigt, die ein Nutzungsrecht für die Immobilie haben. Das sind der Eigentümer, der Vermieter, der Mieter oder der Pächter des Grundstücks. Untermieter können einen Wohnungs-Rechtsschutz nur abschließen, wenn sie mit Wissen und Einverständnis des Vermieters oder Eigentümers der Immobilie zur Untermiete wohnen.
Beim Wohnungs- und Grundstücks-Rechtsschutz handelt es sich um eine objektbezogene Versicherung. Das bedeutet, versichert sind nicht nur das Hauptgebäude, sondern alle zur Immobilie gehörenden Bauten und fest installierten Anlagen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Garagen
- Abstellräume
- Bodenkammern, Kellerräume
- Schuppen
- Gartenhäuschen
- Parkplätze
- Zufahrtswege (der auf dem GrundstĂĽck verlaufende Teil)
Wo gilt der Immobilienrechtsschutz?
Eine in Deutschland abgeschlossene Rechtsschutzversicherung gilt in der Regel auch innerhalb der EU und der Anliegerstaaten des Mittelmeers. Außerhalb dieser Zone gewähren die meisten Rechtsschutzversicherungen nur für eine begrenzte Zeit Schutz. Eine Ausnahme bildet der Wohnungs- und Grundstücks-Rechtsschutz. Die Mehrzahl der Versicherungsgesellschaften gewährt Versicherungsschutz nur für Immobilien, die sich auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland befinden. Es gibt nur wenige Versicherungsgesellschaften, die Wohnungs-Rechtsschutz beispielsweise für eine als Ferienwohnung oder Zweitwohnsitz im Ausland genutzte Immobilie gewähren. In solchen Fällen ist es oft sinnvoller, eine Versicherung bei einem lokalen Anbieter abzuschließen.
Welche Kosten werden ĂĽbernommen?
- Kosten des Anwalts, den der Versicherungsnehmer engagiert
- Gerichtskosten
- Gebühren für Sachverständige und Zeugengelder, falls genannte Personen vom Gericht angefordert werden
- Kosten fĂĽr eine Mediation
- Auslagen der Gegenseite wenn der Prozess verloren wird
Welche Kosten werden nicht ĂĽbernommen?
- Streitfälle, deren Ursache vor Beginn der Versicherung liegt
- Streitfälle während der vertraglich festgelegten Wartezeit (meistens 3 Monate)
- Verfahren deren Erfolgsaussichten von der Versicherung als zu gering eingestuft werden
- Auslagen für vom Versicherungsnehmer selbst angeforderte Sachverständige oder Gutachter
Rechtsschutzversicherungen im Vergleich
Welche Risiken sind versichert?
Der Immobilienrechtsschutz versichert Risiken, die aus dem Vertragsverhältnis zur Nutzung der Immobilie entstehen. Am häufigsten handelt es sich dabei um Streitfälle zwischen Mietern und Vermietern. Auch wenn ein Streit zwischen Nachbarn bis vor Gericht geht, übernimmt der Immobilienrechtsschutz dafür die Kosten. Streitfälle zwischen Mietern und der Hausverwaltung oder zwischen Eigentümern (bei Eigentumswohnungen) sind gleichfalls versichert. Dingliche Rechte genießen ebenfalls Versicherungsschutz. Als dingliche Rechte werden die Festlegung von Grundstücksgrenzen oder der genaue Verlauf von Zufahrtswegen und ähnliches bezeichnet. Welche Risiken versichert sind, richtet sich nach der Art der Immobilienrechtsschutzversicherung.
Welche Arten von Immobilienrechtsschutz gibt es?
Versicherungsexperten unterscheiden zwischen:
- Wohnungsrechtsschutz (fĂĽr Mieter)
- EigentĂĽmerrechtsschutz (fĂĽr Besitzer von selbst bewohnten Eigenheimen oder Eigentumswohnungen)
- Vermieterrechtsschutz (fĂĽr Besitzer von vermieteten oder verpachteten Wohn- oder Gewerbeimmobilien)
Zwischen den verschiedenen Arten bestehen groĂźe Unterschiede.
Wohnungsrechtsschutz
Diese Variante des Immobilien-Rechtsschutzes ist häufig Bestandteil einer privaten Rechtsschutzversicherung. Die Mehrzahl der Rechtsschutzversicherer bietet modulare Tarife an, die sich aus den Bestandteilen
- Privatrecht
- Berufsrecht
- Verkehrsrecht
- Wohnrecht
zusammensetzen. Der Wohnungs-Rechtsschutz kommt auf, wenn es zwischen Mieter und Vermieter oder Hausverwaltung, aber auch Nachbarn, zu Streitigkeiten kommt. Zu den häufigsten Streitfällen gehören in der Praxis:
- Streit mit den Nachbarn wegen Lärm- oder Geruchsbelästigung (nächtliche Partys, Grillen)
- Streit mit dem Vermieter wegen ungerechtfertigter Mieterhöhung, KĂĽndigung wegen Eigenbedarf oder fehlerhafter NebenkostenabrechnungÂ
EigentĂĽmerrechtsschutz
Diese Variante des Immobilienrechtsschutz ist das richtige Produkt für alle, die ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung besitzen und selbst darin wohnen. Zu den versicherten Risiken gehören unter anderem:
- Streit mit den Nachbarn
- Streit mit Behörden wegen Abgaben und Gebühren (Grundstückssteuer, Müllabfuhr, Abwasser, Straßenreinigung)
- Streitfälle mit anderen Eigentümern (Beschlüsse der Eigentümerversammlung, Umlagen, Nutzung der Gemeinschaftsräume)
- Straf-Rechtsschutz (bei Anzeigen wegen Vernachlässigung der Streupflicht)
- Sachen-Rechtsschutz (kaputte Fenster, Graffiti)
Vermieterrechtsschutz
Das ist die umfangreichste Variante des Immobilien-Rechtsschutz. Sie eignet sich für alle, die mindestens eine Wohneinheit oder ein Gewerbeobjekt vermieten oder auch ein Grundstück verpachten. Zu den versicherten Risiken gehören unter anderem:
- Streitfälle mit Mietern und Nachbarn
- Probleme mit Behörden (Straßenreinigung, Grundstückssteuer, Müllabfuhr und anderes)
- Probleme mit externen Dienstleistern (Handwerker, Reinigungsdienste, Hausmeisterservice, Sicherheitsdienste)
- Schadenersatz-Rechtsschutz (Graffiti, mutwillig zerstörte Türen, Briefkästen oder Gemeinschaftseinrichtungen)
Wie sinnvoll ist eine Immobilienrechtsschutzversicherung?
Für eine Absicherung gegen juristische Kosten in diesem Bereich sprechen gleich mehrere Gründe. Zum einen hat der allergrößte Teil der Menschen direkt oder indirekt etwas mit Immobilien zu tun. Entweder besitzen Sie ein Haus oder eine Wohnung oder sie wohnen dort zur Miete. Nur wenige leben bei den Eltern, Freunden oder zur Untermiete.
Zum anderen haben Immobilien einen groĂźen Wert. Das bedeutet, bei Gerichtsverfahren auf diesem Gebiet geht es in der Regel um einen hohen Streitwert. Ein hoher Streitwert bedeutet jedoch automatisch auch hohe Prozesskosten.
Ein anderer Faktor, der in Betracht gezogen werden muss, ist das hohe Konfliktpotential. In den dicht bebauten Innenstädten leben die Menschen Tür an Tür, oft nur durch dünne Wände getrennt. Da sind Konflikte praktisch beinahe schon vorprogrammiert. Streitigkeiten zwischen Nachbarn gehören zu den am häufigsten verhandelten Fällen vor Gericht.
In Anbetracht dieser Umstände ist Immobilienrechtsschutz nicht nur sinnvoll, sondern geradezu unverzichtbar, zumal die häufigste Variante, Wohnungs-Rechtsschutz, relativ günstig abgeschlossen werden kann.
Rechtsbereiche der Rechtsschutzversicherung
Was kostet der Immobilienrechtsschutz?
Sowohl zwischen den verschiedenen Varianten als auch den Versicherungsgesellschaften gibt es enorme Preisunterschiede. Am gĂĽnstigsten ist immer noch der Wohnungs-Rechtsschutz fĂĽr Mieter. Der kann zum Beispiel im Rahmen eines Komplett-Pakets zusammen mit den ĂĽbrigen Bereichen des Rechtsschutzes fĂĽr ein paar Euro pro Monat abgeschlossen werden. Manche Versicherungen erlauben auch, Wohnungs-Rechtsschutz als separaten Vertrag abzuschlieĂźen.
Bei Immobilien-Rechtsschutz für Eigentümer und Vermieter sieht die Situation anders aus. Policen sind dort wesentlich teurer als beim Rechtsschutz für Mieter, weil auch der Streitwert höher ist. Wie hoch die Beiträge sind, richtet sich unter anderem nach dem Wert der versicherten Immobilie, der Anzahl der zu versichernden Wohneinheiten oder Gewerberäume und der Höhe der Mieteinnahmen. Aus diesem Grund gibt es für diese Varianten auch keinen direkten Preisvergleich im Internet. Interessenten kontaktieren die Versicherung oder einen Makler, übermitteln die erforderlichen Angaben und bekommen ein unverbindliches Angebot.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Fazit
Eine Immobilienrechtsschutzversicherung ist nicht nur sinnvoll, sondern unverzichtbar, weil fast alle Menschen auf die eine oder andere Weise in Streitfälle um Immobilien verwickelt sein können. Da es viele Anbieter auf dem Markt gibt, lohnt es sich, vor dem Vertragsabschluss auf einem unabhängigen Portal einen Versicherungsvergleich durchzuführen. Dadurch kann viel Geld gespart werden. Je nach der Art der Immobilie oder der Wohnverhältnisse kommen verschiedene Varianten des Immobilien-Rechtsschutz in Frage. Vor der Unterzeichnung des Vertrags ist es ratsam, die Konditionen sorgfältig zu studieren, um Überraschungen zu vermeiden.