Die Rechtsschutzversicherung für Selbstständige und Freiberufler
In Deutschland gab es im Jahr 2019 knapp 1,5 Millionen Selbstständige. Die Zahl dieser Gruppe von Personen wächst seit Jahren kontinuierlich an. Als Freiberufler werden in Deutschland Selbstständige bezeichnet, die in einem wissenschaftlichen, künstlerischen, schriftstellerischen, unterrichtenden oder erziehenden Beruf tätig sind. Alle anderen sind Selbstständige. Die Einteilung in Freiberufler und Selbstständige erfolgt durch das Finanzamt. Im Unterschied zu Selbstständigen müssen Freiberufler keine Gewerbesteuern bezahlen und benötigen keinen Gewerbeschein. Davon abgesehen haben beide Gruppen sehr vieles gemeinsam. Ihre besondere Position in der Gesellschaft spiegelt sich auch in den Anforderungen an eine Rechtsschutzversicherung wider. Ein Rechtsschutz für Privatpersonen wird ihren Lebensumständen nicht gerecht. Freiberufler und Selbstständige benötigen Rechtsschutz, der an ihre Erfordernisse angepasst ist.
Welche Kosten werden übernommen?
Das hängt letztendlich immer davon ab, was im jeweiligen Versicherungsvertrag vereinbart wurde. Zwischen den verschiedenen Gesellschaften gibt es große Unterschiede, sowohl was die Art der übernommenen Kosten als auch deren Höhe anbetrifft. Einige Kosten werden jedoch von allen Rechtsschutzversicherungen übernommen. Dazu gehören unter anderem:
- Erstberatung per Telefon oder Online Chat
- Kosten des eigenen Anwalts (Anwalt kann frei gewählt werden, manchmal gibt es Rabatt bei von der Versicherung empfohlenen Anwälten)
- Gerichtskosten (Prozesskosten, Zeugengelder, Gebühren für Sachverständige und für Vollstreckungsmaßnahmen)
- Reisekosten bei Ladung zu einem Gerichtsprozess im Ausland
- Kosten für Übersetzungen oder Dolmetscher bei Gerichtsprozessen im Ausland
- Kosten der gegnerischen Partei wenn der Prozess verloren wird und das Gericht Kostenübernahme anordnet
- Kosten für eine Mediation oder ein außergerichtliches Schlichtungsverfahren
Welche Kosten werden nicht übernommen?
- Ausgaben für nicht versicherte Schäden
- Streitfälle mit Ursachen vor Versicherungsbeginn
- Streitfälle während der Wartezeit
- Streitfälle, die vorsätzlich herbeigeführt wurden
- Streitfälle, die von der Versicherung als aussichtslos eingestuft wurden
- Streitfälle vor dem Bundesgerichtshof oder internationalen Gerichten
- Streitfälle wegen Marken- und Patentrechte oder Wett- bzw. Gewinnversprechen
Rechtsschutzversicherungen im Vergleich
Wie sinnvoll ist eine Rechtsschutzversicherung für Freiberufler und Selbstständige?
Selbstständige arbeiten auf sich gestellt. Sie haben keinen Chef oder Arbeitgeber, der für sie die Verantwortung übernimmt, wenn es Probleme mit Kunden, Lieferanten oder dem Vermieter gibt. Noch dazu stehen viele von ihnen in engem Kontakt mit ihren Kunden. Das Risiko einer juristischen Auseinandersetzung ist demzufolge für die Mehrzahl der Freiberufler & Selbstständige höher als für abhängig Beschäftigte. Ein Rechtsstreit kostet viel Geld. Schnell steht da bei einem Freiberufler die Existenz auf dem Spiel. Arbeitnehmer sind zumindest im beruflichen Bereich besser geschützt. Sie können nur begrenzt für Fehler oder Vergehen haftbar gemacht werden.
Für Freiberufler und Selbstständige ist eine Rechtsschutzversicherung nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig. Es wäre leichtsinnig, das Geschäft ohne sie zu führen.
Welche Leistungen sollten enthalten sein?
- Schadensersatz-Rechtsschutz: Er hilft dem Freiberufler, seine Forderungen nach Schmerzensgeld oder Kostenerstattung durchzusetzen, wenn er geschädigt wurde. Wird er selbst auf Schadenersatz verklagt, ist seine Haftpflichtversicherung zuständig.
- Vertrags- und Sachen-Rechtsschutz: Schützt vor Streitfällen im Zusammenhang mit Kauf und Verkauf oder Mängeln an Produkten
- Strafrechtsschutz: Verteidigung beim Vorwurf fahrlässig begangener Straftaten.
- Opfer-Rechtsschutz: aktive Strafverfolgung von Opfern von Gewalttaten.
- Internet-Rechtsschutz: sehr wichtig, da fast jeder Selbstständige eine Homepage betreibt oder Produkte Online kauft oder verkauft. Die Leistung schützt vor den Kosten eines Rechtsstreits in dem Bereich. Internet-Rechtsschutz sollte weltweite Gültigkeit haben.
- Steuer- , Sozial- und Verwaltungs-Rechtsschutz: Schützt bei Ärger mit Behörden, beispielsweise dem Finanzamt, dem Gewerbeamt, der Krankenkasse oder der Rentenversicherung. Wichtig ist hier, dass der Schutz bereits ab dem Einspruchs- und Widerspruchsverfahren greift, nicht erst wenn ein Fall vor Gericht geht. Etwa 90 Prozent der Streitigkeiten in diesen Bereichen werden außergerichtlich geklärt.
- Immobilien-Rechtsschutz: kann sowohl für die private Wohnung als auch für die Gewerberäume aufgenommen werden. Es gibt Rechtsschutz für Mieter und Pächter sowie Vermieter-Rechtsschutz.
- Verkehrs-Rechtsschutz: auch in diesem Bereich existieren viele Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung. Der Rechtsschutz kann für ein oder mehrere Fahrzeuge beantragt werden, für Fahrzeuge mit privater, gewerblicher oder gemischter Benutzung.
- Ordnungswidrigkeiten-Rechtsschutz: Klagen gegen unrechtmäßig verhängte Bußgelder, beispielsweise wegen Umweltverschmutzung oder Geschwindigkeitsverstößen
Rechtsbereiche der Rechtsschutzversicherung
Empfehlenswerte Ergänzungen
- Arbeitgeber-Rechtsschutz: Wer als Selbstständiger Mitarbeiter beschäftigt, benötigt diese Ergänzung unbedingt. Sie schützt vor Klagen von Mitarbeitern wegen Kündigung oder disziplinarischen Maßnahmen. Vor dem Arbeitsgericht muss jede Partei in der ersten Instanz ihre Kosten selbst tragen. Ohne Rechtsschutz kann so ein Verfahren schnell teuer werden.
- Erweiterter Straf-Rechtsschutz: deckt die Kosten der Verteidigung beim Vorwurf einer vorsätzlichen Straftat wie zum Beispiel Diebstahl, Betrug oder Hausfriedensbruch. Der Baustein ist für fast alle Selbstständigen wichtig, da sie leicht von Kunden solche Vorwürfe zu hören bekommen.
- Daten-Rechtsschutz: schützt gegen Vorwürfe von Verstößen gegen die DSGVO (Datenschutzgrundverordnung). Vergehen gegen den Datenschutz werden hart bestraft. Die Geldstrafen betragen Tausende von Euro, unter Umständen sogar Millionenbeträge. Verantwortlich für den Datenschutz ist immer der Inhaber der Firma
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Fazit
Wenn es eine Gruppe von Erwerbstätigen gibt, die eine Rechtsschutzversicherung brauchen, dann sind es Selbstständige und Freiberufler. Für sie ist Rechtsschutz nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, da sie ihr Gewerbe in Eigenverantwortung ausüben. Das bringt ein hohes Potential an juristischen Konflikten mit sich. Die damit verbundenen Kosten können ohne Versicherungsschutz im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen. Bei der Auswahl des passenden Tarifs ist intensive Recherche auf einem guten Online Vergleichsportal notwendig, da die Tarife an die individuellen Gegebenheiten des Versicherungsnehmers angepasst werden müssen. Ein Schriftsteller benötigt anderen Versicherungsschutz als ein Bäcker. Vor der Vertragsunterzeichnung sollte der Versicherungsnehmer daher alles sorgfältig durchlesen und sicher gehen, dass beispielsweise die Deckungssumme hoch genug ist und alle für ihn wichtigen Bereiche versichert sind.